13. SteineWAHN! aus Sicht eines Neulings

LEGO, aber klar doch! Bequemer Modellbau ohne Kleber und Gestank sowie im Wesentlichen frei von körperlicher Anstrengung. Sobald aber der Wunsch hinzukommt, MOCs öffentlich zu präsentieren wird schnell klar: Aus einem ‘bisschen was basteln’ kann schnell echte Arbeit werden. Eine lohnenswerte und schöne Arbeit, indes. Das Erlebnis des Aufbau-Freitags, wenn gemeinsam mit an- und ausgepackt wird, ist für sich genommen schon sehr er-bau-lich (!).

An der Kasse wecken die dort präsentierten Sondermodelle – auch aus vergangenen Jahren – erste Neugier; insbesondere das aktuelle Sondermodell zum 75-jährigen Jubiläum der Berliner Luftbrücke (das Luftbrückendenkmal, gekrönt von einem „Rosinenbomber“) findet als echter Hingucker zurecht Anklang. Für Aussteller gab’s in der obligatorischen Willkommenstüte übrigens etwas sehr exklusives: eine speziell für das Event entworfene Kitty von Mika – großartig!

Mit Spannung erwartet: Samstag, erster Tag des SteineWAHN! Bleiben die Besucher aus oder gibt es schon vor Öffnung eine lange Warteschlange? Werden eigene MOCs wahrgenommen oder gar gewürdigt? Wird jemandes MOC Schäden erleiden oder Steine einbüßen? Fragen über Fragen…. Lampenfieber stellt sich ein.

Das Publikum ist vielfältig, ebenso wie die ausgestellten MOCs. Und wir wissen ja: bei Personen Ü30 handelt es sich ziemlich oft um die wahren Fans, die sich für den Besuch der Ausstellung ein “Alibi-Kind” mitnehmen. Eine These, die sich nach Befragung einiger kleiner Besucher zum Teil bestätigt. Manche werden einfach von ihren Eltern glatt “mitgeschleppt”, sind dann aber selbst ebenfalls begeistert!

À propos Kinder: der Nachwuchs sollte gleich erstes Untersuchungsobjekt des Berichterstatters sein: die Spielecke der Ausstellung ist rasch von Jungvolk besetzt. Ohne größere Absprache fand sich ein gemeinsames Thema: Ägypten – was am großen Angebot sandfarbener Steine gelegen haben mag.

Konzentriert arbeitende zukünftige TFOLs zeigten sich teilweise leicht genervt durch die Interview-Versuche vom „alten Mann“. Meine Nachforschungen zum Bauverhalten ergaben, dass zuhause zwar meist nach Anleitung gebaut wird; die vom Hersteller vorgegeben Bausätze aber auch gern mal als „nicht so doll“ empfunden werden; durchaus erwachsene Antworten, wir AFOLs sind da ja oft kaum anders.

Aber wir sind ja ein Verein von und für AFOLs, also hinein in die Besuchermasse, die dieses Mal vorab in überschaubare Häppchen eingeteilt wurde. Übermäßiges Gedränge ist bekanntlich schädlich für MOCs (und Luftqualität). Schnell kommt man ins Gespräch. Sensationshungrige ohne Blick fürs Detail treffen auf Enthusiasten, die sich viel Zeit zum Hinschauen nehmen und entsprechend mit einer erschlagenden Vielfalt von Einzelheiten belohnt werden.

Es werden zahlreiche Fragen zu Entstehungsgeschichte verschiedener Exponate gestellt. Nur bleibt die Frage, “was hat sich der Künstler wohl dabei gedacht” oftmals unbeantwortet, denn eben jene sind oft selbst als Aufsicht oder anderweitig beschäftigt und MOC-Karten sind gerne sehr sparsam formuliert. Doch allzu schlimm ist das nicht, denn, wie jeder weiß: Zu viel Text wird gerne nur als Deko angesehen, nicht aber gelesen. Und manchmal ist ein kleiner Denkanstoß nötig, um zu zeigen: Abstimmzettel sind tatsächlich zum Ausfüllen und Abgeben gedacht!

Selbsterklärend hingegen rollt und bewegt sich alles (also vieles) im Technic-Bereich. Leute jeden Alters, die staunend den imposanten Trucks, Eisenbahnen und anderen Gerätschaften bei der Arbeit zuschauen mag man gar nicht mit Fragen behelligen. Es ist ganz klar: Sie genießen die Show.

Überhaupt wird auch die Frage nach Unzufriedenheiten und Kritikpunkten von allen Befragten glatt verneint. Denn die Vielfalt macht es aus: von Wimmelbild-Liebhabern über Space- und SciFi Fans bis zu Archtektur-Begeisterten kommen alle auf ihre Kosten. Einzelne Bitten nach mehr MOCs, die aufklappbar ihr Innenleben preisgeben oder auch der Ruf einer jungen Besucherin nach „bitte mehr Bionicle“ sind ja nicht wirklich planbar. Aber vielleicht fühlt sich jemand aus dem Kreis der AFOLs jetzt bei der Planung nächster MOCs genau dazu angestiftet.

Ach ja, die AFOLs: nicht nur untereinander, sondern auch mit interessierten Besuchern wurde viel gefachsimpelt und so manche wertvolle Erfahrung ausgetauscht. Der Samstag endete mit dem Fazit: mehr als 1.000 Besucher und keine Katastrophen. Der traditionelle AFOL-Abend mit Spiel, Völlerei und ordentlich lockeren Geldbeuteln bei der Versteigerung konnte beruhigt genossen werden.

Der Sonntag brachte dann gegen Mittag den 2.000. Besucher und weiter gute Laune mit großer Versteigerung und letzten Endes 2.172 Besuchern insgesamt. Kein Rekord, aber trotzdem beachtlich.

Kleiner Wermutstropfen beider Tage war die Luftqualität in den Verkausbereichen im Obergeschoss. Die Hauswartschaft ließ sich erst zum Einschalten der Lüftung erweichen, nachdem die Temperaturen dort subtropische Werte erreichten. Händler und Besucher haben es gedankt, und echte SteineWAHN-Veteranen lassen sich davon nicht unterkriegen.

Wer hat an der Uhr gedreht? Nachdem zum Nachmittag die MOC-Prämierungen stattgefunden haben, zu 18:00 Uhr die restlichen Besucher verabschiedet werden und alles mit dem Abtransport beginnt stellt sich fast so etwas wie Wehmut ein. Aber der Kopf ist in den zwei Tagen mit Plänen und Ideen für neue MOCs gefüllt worden und auch die Zeit zur nächsten Ausstellung hier oder anderenorts wird wohl gar nicht reichen, all das auch umzusetzen… Eins ist sicher: alle werden gern wiederkommen, ich schließe mich da mit ein!

Michael
SteineWAHN-Hofreporter